ALLGEMEINES
Bei den Kopfläusen handelt es sich um winzig kleine, grau-weiße Parasiten, die zu den flügellosen Insekten zählen. Sie werden über
verlauste Textilien (an Garderobenständern, Kopfbedeckungen, Kopfkissen etc.), aber auch durch Haarbürsten und Spangen übertragen, häufig auch von Mensch zu Mensch durch den Kontakt mit befallenem
Kopfhaar. Die kleinen Läuse siedeln sich an der Kopfhaut in Nähe der Haarschäfte an, beißen 2-3 mal am Tag zu und saugen dann Blut, um sich zu ernähren. Bei diesem Biss gelangen über den Speichel
Giftstoffe in die Haut, die den Juckreiz verursachen und den Betroffenen ständig am Kopf kratzen lassen. Im Nacken (besonders an der Haargrenze) und hinter den Ohren entwickelt sich leicht ein
ekzemtöser Ausschlag. Entstehen starke Kratzspuren, so können sich diese infizieren und zu eitrigen Pusteln werden. Auch größere verkrustete Bezirke kommen dann vor. Dies sind gar nicht so seltene
Komplikationen, die mit Lymphknotenschwellungen im Nackenbereich einhergehen und unbedingt von einem Arzt behandelt werden müssen. In den letzten Jahren treten Läuse wieder häufiger auf und werden
besonders in Kindergärten und Schulen wieder öfter übertragen. Läuse kommen jetzt "auch in den besten Familien vor", weil die Übertragung gerade bei Kindern so leicht möglich ist. Die Altersgruppe
der Kindergarten- und Schulkinder ist besonders betroffen.
Falsche Scham sollte man deshalb also nicht haben, denn jeder von uns kann sich Läuse irgendwo holen; das hat nichts mit Unsauberkeit zu tun. Erst das Verbleiben von Läusen, wenn es nicht gelingt,
sie auszumerzen, ist schlimm: das deutet auf eine inkonsequente Vorgehensweise hin und darauf, dass nicht alle mit Läusen befallen Stellen der Wohnung und des persönlichen Umfeldes ausreichend
gesäubert und behandelt wurden.
Die Entwicklung der Kopfläuse von den Eiern (Nissen) über die schlüpfenden Larven bis hin zu den geschlechtsreifen Männchen und Weibchen, die ihrerseits wieder Eier legen, dauert ungefähr drei
Wochen. Der Zyklus kann aber auch schon nach 18 Tagen beendet sein. Temperatur und Luftfeuchtigkeit spielen eine große Rolle: je wärmer die Umgebung, desto schneller ist die Entwicklung. Kopfläuse
sind ungefähr 2,4 - 3,1 mm groß.
SYMPTOMATIK
Im Anfangsstadium kann es schwierig sein, die Läuse als kleine dunkle Punkte auf der Kopfhaut zu erkennen. Hierzu ist oft eine Lupe erforderlich. Erst wenn Hunderte von Parasiten den Kopf besiedelt haben, ist die Diagnose leicht zu stellen. Besonders auf den Haaransatz im Nacken, hinter den Ohren und im Schläfenbereich sollte man achten. Aber auch andere behaarte Körperregionen können beim Erwachsenen betroffen sein (Bart, Augenbrauen, Achselhaare). Haben sich die Läuse nach einem Biss vollgepumpt mit Blut, sieht man sie als leicht rötliche Flecken und kann sie besser erkennen. Leichter sind auch in jedem Falle die Eier der Läuse zu identifizieren. Sie sehen weißlich aus und befinden sich am Haarschaft. Man kann diese weißlichen Teilchen, die kleineren Reiskörnern ähneln, nicht so einfach abstreifen wie Schuppen, denn sie sind klebrig und schwer von der Unterlage ablösbar.
ÜBERTRAGUNGSWEGE
VORBEUGUNG
Kinder regelmäßig auf Läuse hin untersuchen. Besonders nach Verkleidungsaktionen bei Kinderfesten, in Kindergärten oder Schulen wachsam sein, aber auch nach Aufenthalten in Jugendherbergen und
Ferienlagern.
Kindern eigene Kämme für Kindergarten und Schule mitgeben, bei Ganztagsbetreuung mit mittäglichen Ruhephasen eventuell auch ein eigenes Kuschelkissen.
Bei Lausbefall das Kind nicht in die Schule oder den Kindergarten schicken (Vorschrift des Bundesseuchengesetzes!)
Bei bekanntem Lausbefall: Mützen, Anoraks, Kopfbedeckungen und Kopfkissen des Betroffenen in separater Sitzung waschen und Übertragungswege im Alltag vermeiden. Jedem Familienmitglied in diesem Fall
seinen eigenen Kamm zuordnen, um das Risiko einer Übertragung zu verringern.
Kontakt zu Menschen mit Lausbefall nur auf Distanz aufrecht erhalten, bei Kindern besonders aufpassen und im Zweifelsfall mit einem Insektizid behandeln (s.o).
Läusebehandlung im Zweifelsfall lieber noch einmal wiederholen, besonders wenn nur Hausmittel und keine Insektizide eingesetzt wurden.
Es sei hier noch einmal betont, dass man auch immer an eine konsequente Behandlung der Wäscheteile, der Kuschelkissen und Spieltiere, der Stirnbänder und Spangen der Mädchen sowie der Mützen und
Helme denken muss.
BEHANDLUNG
Insektizide in verschiedenen Zubereitungsformen haben die sicherste Wirkung. Sie werden entweder als Emulsionen, Puder, Aerosole oder Gele angeboten. Die Mittel müssen auf die Kopfhaut und die
Haare aufgetragen werden und je nach Wirkstoff und Zusammensetzung unterschiedlich lange einwirken. Anschließend wäscht man sie mit einem Shampoo aus den Haaren. Die Nissen lassen sich leichter
entfernen, wenn man eine Spüllösung aus 3 Esslöffel Haushaltsessig pro Liter Spülflüssigkeit herstellt, weil sich die verklebten Nissen dann besser vom Haarschaft lösen und nach der Haarwäsche
auskämmen lassen. Der Kamm muss möglichst feinzackig sein. Am besten eignet sich ein sog. Nissenkamm aus Metall, bei dem die Zacken dicht nebeneinander stehen. Stülpt man eine Stückchen Mullbinde
über den Kamm, so lässt er sich später schneller reinigen. Zwei große Stoffgruppen sind die Grundbestandteile bei den gängigen im Handel befindlichen Präparaten, entweder Pyrethrum oder Lindan
(=Hexachlorcyclohexan). Am meisten werden Präparate auf der Basis von Pyrethrum angewandt. Allein ist diese Substanz nicht stark genug, um auch die Nissen abzutöten. Durch Zusatzstoffe und
Lösungsmittel wird aber die Wirkung verbessert und bei richtiger Anwendung eine Vernichtung von Läusen und Nissen erreicht. Bei den Flüssigpräparaten muss das trockene Haar aber richtig durchtränkt
werden. Anschließend reibt man die Kopfhaut massierend ein und lässt das Mittel ca. 30 bis höchstens 45 Minuten einwirken. Anschließend wird gewaschen, gespült und gekämmt wie bereits beschrieben.
Natürlich sollte man ein frisches Handtuch zum Abtrocknen nehmen. Der Vorteil dieser Präparatgruppe liegt in der kurzen Einwirkungszeit und in der guten Effektivität bei richtiger Anwendung. Nach
einer Woche soll sicherheitshalber eine zweite Behandlung erfolgen. Die konsequente Behandlung des Kopfes ersetzt nicht die konsequenten hygienischen Maßnahmen des alltäglichen Umfeldes, der Wäsche
und der textilen Gegenstände des täglichen Umgangs!
Nur in dieser Kombination sind die Aussichten gut, der Läuseplage endgültig Herr zu werden.
Eine kurze Anmerkung zur Verträglichkeit: Unerwünschte Wirkungen sind gering, aber wie bei allen Präparaten möglich. Unwohlsein, allergische Hautreaktionen und manches mehr sind zwar beschrieben,
aber extrem selten. Die Hinweise der Packungsbeilage sind ähnlich einzuschätzen wie Beipackzettel unserer Medikamente. Der Aufklärungspflicht genügend werden sie aufgezählt. Da der Kinderarzt die
Mittel in der Regel verordnet, sollten mit ihm mögliche persönliche Risiken abgesprochen werden. Aber Schwangere, stillende Mütter und Säuglinge sollten nicht mit diesen Präparaten behandelt
werden.
Die Lindan-enthaltenden Präparate wirken als Berührungs- und Atemgift auf die Läuse. Und auch die nachschlüpfenden Larven werden noch tödlich geschädigt. Je nach Mittel und Zubereitungsform richtet
sich die Anwendung. Die Einwirkungszeit beträgt in der Regel drei Tage, so dass die Behandlung lästiger und aufwendiger ist als bei den Mitteln der anderen Stoffgruppe. Lediglich ein Shampoo braucht
nur wenige Minuten einzuwirken und ist auch bei Kindern anwendbar. Es darf aber auf keinen Fall auf die Schleimhäute gelangen!
Achtung: Haarbürsten, Kämme, Spangen etc. sind ebenfalls mit "Läusemitteln" zu behandeln.
Hausmittel anstatt Insektiziden (nach Empfehlungen der Verbraucherzentrale Hamburg):
Sehr wirksam ist es, das Haar ganz kurz zu schneiden. Dies kommt aber meist nicht in Betracht. Klappt man das Deckhaar hoch, kann man es lang belassen und die tieferen Haare am Haaransatz von
Nacken und Ohr kürzen. Dies ist bei älteren Kindern und Erwachsenen eine Möglichkeit, die wenig auffällt. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist der Kurzhaarschnitt ein praktikabler Weg. Nissenkamm,
Essiglösung für die Haarspülung sind bereits beschrieben.
Eine Emulsion aus Rapsöl (250 ml Rapsöl auf 12,5 ml Wasser und 30 g Emulgator) wird einmassiert und muss einige Stunden einwirken. Am 1., 3. und 8. Tag wird die Behandlung wiederholt. Auch ein
Saunabesuch in der Haussauna von ca. 15 Minuten kann wirksam sein, weil bei den hohen Temperaturen von mehr als 80 °C Nissen und Läuse absterben. 2-3 mal muss der Saunagang wiederholt werden. Eine
Schwebehaube von 800 Watt mit Temperaturen von bis zu 65°C vermag bei ca. 35-minütiger Anwendung die Kopfläuse und Nissen ebenfalls abzutöten. Man sollte aber eine Haube tragen und Hals und Nacken
durch ein Handtuch schützen. Schwefel-Eucerin-Lösung (10%-ige Schwefellösung in Eucerin, mit 50% Wassergehalt) aus der Apotheke besorgen und ins Haar einmassieren. Ca. eine Stunde mit einem Handtuch
umhüllt einwirken lassen. Haar gründlich auswaschen und mit einem Nissenkamm auskämmen. Innerhalb von 8 Tagen ist die Behandlung 5mal (!) zu wiederholen.
Anmerkung: Diese Behandlungen sind aufwendig und unter Umständen weniger wirksam als die so gefürchtete "chemische Keule". Immer müssen individuell Nutzen und Risiko abgewogen werden. Die alleinige
Behandlung mit Hausmitteln erfordert eiserne Disziplin, Geduld und viel Zeitaufwand. Familienmitglieder, Freunde oder Partner und deren Gegenstände sind u.U. ebenfalls zu behandeln! Eine 60°-Wäsche
(Verweildauer mindestens 10 Minuten bei 60°) für Textilien, Bettwäsche, Stofftiere etc. tötet Läuse und Nissen ab. Lagerung in einem Plastikbeutel über drei Wochen bei Zimmertemperatur (20 bis 22°C).
Dies kommt für Textilien und Gegenstände in Betracht, die keine 60°-Wäsche vertragen. Die Läuse sind bei diesen Temperaturen zwar schon nach 3 Tagen "ausgehungert", man muss anschließend aber noch
mit schlüpfenden Tieren rechnen, die erst 7-9 Tage nach der Ablage der Eier ausschlüpfen. Unterkühlung für einen Tag auf -15°C ist ebenfalls wirksam. So steht z.B. das geliebte Kuscheltier nach einem
eintägigen Aufenthalt in der Tiefkühltruhe wieder zur Verfügung! (Plastiktüte zum Einwickeln aber nicht vergessen!). Wohn- und Schlafräume, Fußbodenbeläge, Matratzen, Sessel, Autositze usw. reinigen:
bei starkem Befall zunächst saugen, um alle Haare zu entfernen. Sind manche Flächen stark betroffen, kann man sie mit Haarspray (Pumpzerstäuber) einsprühen und von den lästigen Läusen dann befreien.
Will man lieber eine Lösung selbst herstellen ohne Duftstoffe, hier folgendes Rezept der Verbraucherzentrale Hamburg: 10 ml Festigerlösung HF 37 auf 100 ml Isopropylalkohol und einige Tropfen
Lavendelöl geben. Mit einer Spraydose verteilen, die sich unter Druck setzen lässt (8 bar), weil sich diese Lösung mit Pumpzerstäubern nicht fein genug verteilen lässt.
LITERATURHINWEISE
B. Nees - Delaval: Wenn Kinder krank werden
Falken - Verlag, Niedernhausen
ISBN 3-8068 4240
Corrazza, Daimler u.a.: Kursbuch Gesundheit
Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln
ISBN 3-462-02648-8
B. Weitz, W.Ehnert (Hrsg.): Das neue Bassermann - Gesundheitslexikon
Bassermannsche Verlagsbuchhandlung, Niedernhausen
ISBN 3-8094-0284-2
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