Der fortbestehende Hustenreiz ohne akute Entzündungszeichen.
Eine der häufigsten Klagen von Seiten der Eltern in einer Kinderarztpraxis bezieht sich auf den langandauernden Husten ihrer Kinder, der durch
folgende Eigenschaften gekennzeichnet ist:
- Es besteht kein Fieber, das Kind fühlt sich offensichtlich wohl, wird aber zeitweilig von schlimmen Hustenanfällen "geschüttelt", denen
manchmal Erbrechen folgt.
- Die Hustenanfälle treten auf:
- nachts, 1-2 Stunden nach dem Einschlafen
- nach körperlicher Anstrengung (verschärftes Einatmen)
- bei Temperaturwechsel (Wechsel von warmer Wohnung
in
kalte Außenluft)
WELCHE URSACHEN KANN DER DAUERHUSTEN HABEN?
In den meisten Fällen handelt es sich um ein sog. Hyperreagibles Bronchialsystem, ein Zustand, der nach einem akuten Infekt manchmal wochenlang
fortbesteht, ohne das eine Entzündung der Lungen oder der Luftwege in den Lungen nachweisbar ist.
Das Luftwegesystem reagiert mit Temperaturfühlern auf Änderungen in der Atemluft-Temperatur, die dann zu Hustenattacken führen; bekannt dürfte
Ihnen dieser Effekt beim Einatmen sehr heißer Luft sein, was auch bei gesunden Menschen zu einem Hustenreiz führt.
Leider sprechen die hierbei auftretenden Hustenanfälle nicht oder nur wenig auf hustenreizblockierende Medikamente an, so dass die Behandlung mit
Säften, Zäpfchen oder Tabletten gegen Husten meist sehr unbefriedigend verläuft. Man muss sich allerdings klarmachen, dass es sich hier nicht im eigentlichen Sinne um eine Erkrankung handelt, sondern
um einen Reizungszustand des Atemsystems nach einem durchgemachten Infekt. Der eigentliche, meist virale Infekt, ist in der Regel längst abgeheilt. Der Allgemeinzustand des Kindes ist gut, es spielt
und ist - außer bei den Hustenanfällen - ein munteres und lebhaftes Kind.
WAS KÖNNEN SIE TUN?
- Vermeiden Sie jegliche zusätzliche Reizung des Atemsystems durch Tabakrauch, offenes Feuer, Kohleöfen, offene Fenster an vielbefahrenen
Straßen.
- Hängen Sie feuchte Handtücher in die unmittelbare Nähe des kindlichen Bettes, damit die
Atemluft angefeuchtet wird.
- Lagern Sie den Oberkörper Ihres Kindes
nachts hoch - so hoch es das Kind verträgt.
- Geben Sie Ihrem Kind bei dennoch auftretenden Hustenanfällen schluckweise warmen Tee o.ä.; das häufige Schlucken "besänftigt" den Hustenreiz. Auch die sog.
"Hustenbonbons" wirken durch das wiederholte Schlucken in gleicher Weise.
WAS KANN MAN MEDIKAMENTÖS TUN?
- Verringerung der meist vorhandenen Nasenschleimabsonderung durch Gabe von abschwellenden Nasentropfen, bei Säuglingen 1 Tropfen pro Nasenloch
alle 3-4 Stunden, bei älteren Kindern 2-3 Tropfen in gleichem zeitlichen Abstand.
- Gabe von schleimlösenden Medikamenten, z.B. Acetylcystein (unterschiedliche Handelsnamen),
2-3 x täglich im Laufe des Tages, nicht jedoch zur Nacht.
- Hustenblockierende Medikamente zur
Nacht, meist Codein-haltige Zäpfchen, Tropfen oder Säfte in der dem Alter angepassten Dosierung.
- Inhalation mit physiologischer Kochsalzlösung, falls Ihnen ein Inhaliergerät zur Verfügung steht (solche Geräte können auch bei manchen Apotheken ausgeliehen
werden). Bei älteren Kindern reicht es manchmal schon aus, wenn das Kind vor dem Schlafengehen warm duscht oder badet und sich beim Einatmen des Wasserdampfes der Schleim in den Atemwegen
lockert.
- Beseitigung von Verengungen in den Atemwegen, kennzeichnend für derartige Patienten ist ein deutlich
hörbares Pfeifen bei der Ein- und/oder Ausatmung. Bei solchen Patienten müssen unter Umständen Atemwegserweiternde Medikamente (Spasmo-Mucosolvan, Spiropent o.ä.) gegeben
werden.
WAS KANN MAN SONST NOCH
TUN?
- Sanierung der Atemwege: Hierunter versteht man eine operative Beseitigung von
Atemhindernissen (zu große oder wiederholt eitrig entzündete Mandeln, vergrößerte Polypen). Diese Maßnahme ist nur bei wenigen Kindern erforderlich und setzt eine exakte Diagnostik
voraus.
- Anregung der Abwehrlage
(Immunstimulation). Dieses Verfahren verspricht nur bei solchen Kindern Erfolg, bei denen es in der Vergangenheit überdurchschnittlich häufig zu
eitrigen Entzündungen des Mittelohres, der Rachenmandeln, der Nasennebenhöhlen oder der Lungen gekommen ist. Die Abwehrsteigerung bringt allerdings nur langfristig einen Erfolg bei konsequenter und
in wiederkehrenden Kuren angewandter Behandlung über längere Zeiträume; sie ist bei viralen Infekten völlig überflüssig und wirkungslos!
BITTE DENKEN SIE BEI "DAUERHUSTENDEN" KINDERN DARAN:
* Das Kind fühlt sich nicht krank - außer beim Hustenanfall!
* Medikamente sind nicht in jedem Fall sinnvoll und sollten - vor allem bei Erfolglosigkeit - nicht ständig weitergegeben werden!
* Nicht jeder Dauerhuster ist gleich ein Keuchhusten - eine beliebte und meist falsche Verlegenheitsdiagnose von Großmüttern, Tanten, Verwandten,
Erzieherinnen und Lehrern - leider manchmal auch von Kinderärzten!